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Künstliche Intelligenz in Videospielen

Foto: DisobeyArt via Shutterstock

Spannende Entwicklung oder Horrosszenario? Je mehr Künstliche Intelligenz (KI) an Bandbreite gewinnt, desto umstrittener werden die lernfähigen Computer.

Dabei sind sie im Hintergrund vor allem in der Gaming-Branche längst ein wichtiger Bestandteil des Spieleerlebnis. Genau wie menschliche Zocker sind allerdings nicht alle Künstlichen Intelligenzen gleich schlau.

Mehr als 23 Jahre ist es her, dass der IBM-Computer Deep Blue den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow in der Eröffnungspartie eines Sechs-Partien-Kampfes besiegte. Erstmals wies ein Computer, der Millionen von Stellungen auf dem Schachbrett binnen einer Sekunde berechnen konnte, einen menschlichen Weltmeister in die Schranken. Kasparow konnte zwar den Wettkampf mit drei Siegen, zwei Remis und dieser einen Niederlage in der Eröffnung für sich entscheiden, aber Deep Blue hatte eine neue Ära eröffnet. Bereits 1997 war der Schachcomputer schlau genug geworden, um Kasparow überlegen zu besiegen.

Doch statt den Untergang des Schachspiels zu markieren, profitieren menschliche Spieler seitdem von ihren Duuellen gegen KI, indem sie mit neuen Szenarien konfrontiert werden und lernen, sich darauf einzustellen.

Zwanzig Jahre nach Deep Blues Triumph über Kasparow begann eine neue Zeitrechnung in der Spielewelt. Die Schach-Software AlphaZero der Google-Firma Deep Mind brachte sich selbst in nur vier Stunden das Königsspiel bei, und zwar unschlagbar gut. Mit AlphaZero, die immer und immer wieder gegen sich selbst gespielt und dabei aus ihren Fehlern gelernt hatte, konnte auch das Weltmeister-Schachprogramm Stockfish nicht mithalten.

Wie schon bei Deep Blue ist die gute Nachricht für die menschlichen Spieler, dass das Antreten gegen einen überlegenen Gegner die eigenen Leistungen verbessert, weil die Herausforderungen größer sind. Das beweist sich auch bei anderen Spielen wie im Online-Casino. Das Training gegen künstliche Intelligenz hilft beim Entwickeln von Erfolgsstrategien und Einschätzen von Risiken. Dabei sind die besten KI mittlerweile imstande, auch Emotionen zu verstehen – gerade bei Spielen wie Poker, die eine starke psychologische Komponente besitzen, ist der Umgang damit ein Vorteil, um den Gegner zu schlagen, ob er nun aus Fleisch und Blut ist oder nur als Software existiert.

Weniger hochentwickelte KI sind in den meisten modernen Videogames zu finden. Schon 2015 wurde Nintendos „Super Mario“ von Forschern der Universität Tübingen zu „MarioAI“ umfunktioniert. Der hüpfende Klempner wurde dank Kognitivem Computing in die Lage versetzt, nicht nur zu lernen, sondern auch emotional auf Situationen zu reagieren.

In Ego-Shooter-Games ist der Einsatz von KI seit Jahren an der Tagesordung. Die meisten KI sind allerdings nur bedingt schlau, weil sie als fester Bestandteil der jeweiligen Videogames programmierten Mustern folgen. Sie kennen die Standorte der Spieler sowie die Spielstände und sämtliche möglichen Szenarien und reagieren, ohne aus den Erfahrungen zu lernen.

Für die Gaming-Branche an sich genügt das. Aber wie beim Schach werden auch Videospiele benutzt, um die Entwicklung künstlicher Intelligenz voranzutreiben. Um zum Beispiel autonomes Fahren zu entwickeln, haben Forscher an der Uni Dortmund auf „Grand Theft Auto“ zurückgegriffen.

Doch auch Fans klassischer Videospiele profitieren von KI. Sie können nämlich auch im Hintergrund agieren und aus schlecht aufgelösten Bildern in alten Spielen hochaufgelöste Darstellungen machen. Es ist halt vieles Ansichtssache.

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