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Die Luftfahrtindustrie und der Mittelstand

Frau Staatssekretärin, auf den ersten Blick scheint die deutsche Luftfahrtbranche von den „Big Playern“ beherrscht zu sein. Wie ist die Bedeutung des Mittelstandes für die Branche?

Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg fußt nicht zuletzt auf einem starken und innovativen Mittelstand. Da macht die Luftfahrtindustrie keine Ausnahme. Gemessen am Gesamt­umsatz sind deutlich über 70 Prozent unserer Zulieferer kleine und mittlere Unternehmen.

Unsere KMU sind hoch spezialisiert, innovativ und oft Technologieführer auf ihren Gebieten. Hiervon konnte ich mich bei den zahlreichen Unternehmensbesuchen seit Amtsantritt überzeugen. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, bin ich sicher, dass ein starker Mittelstand eine große Stärke im internationalen Wettbewerb ist.

„Gemessen am Gesamtumsatz sind deutlich über 70 Prozent unserer Zulieferer kleine und mittlere Unternehmen.“

Dabei ist klar: Gerade für kleinere Firmen ist die Luftfahrt kein leichtes Geschäft. In der Branche gelten hohe Markteintrittsbarrieren. Lange Entwicklungszyklen und ein hohes Risiko, dass sich neue, kostenintensiv entwickelte Produkte letztlich nicht am Markt platzieren lassen, sind echte Herausforderungen. Die Bundesregierung sieht sich daher in der Verantwortung, die technologische Leistungsfähigkeit der Luftfahrtindustrie in Deutschland gezielt zu unterstützen.

Schon jetzt sind ein Drittel der Teilnehmer am Luftfahrtforschungs­programm LuFo KMU – ein Anteil, den wir im nächsten Programmaufruf zum Beispiel durch weitere Entbürokratisierung und bessere Beratungsangebote noch erhöhen möchten.

F+E ist für die Luft- und Raumfahrtbranche ein wichtiges Feld. Im Luftfahrt­for­schungsprogramm der Bundesregierung wird dabei auch die Entwicklung eines nachhaltigen und wirtschaftlichen Lufttransportsystems genannt. Wie weit sind die Entwicklungen in diesem Bereich vorangeschritten?

Zum Glück ist das reine Schielen auf mehr Leistung heute keine ernsthafte Option mehr. Ein Luftverkehrssystem, das nicht zugleich ökologisch nachhaltig denkt, hätte keine Akzeptanz in der Bevölkerung.

Inhaltlich orientiert sich die LuFo-Förderung daher schon seit einigen Jahren an den Zielen, auf die sich die Bundesregierung in ihrer Luftfahrtstrategie verpflichtet hat: Deutschland soll Vorreiter für ein leistungsfähiges und umweltverträgliches Luftverkehrssystem werden. Über 70 Prozent aller LuFo-Förderungen haben schon heute einen direkten oder indirekten Umwelt- und Nachhaltigkeitsbezug.

Wie wichtig dies ist, zeigen nicht zuletzt die anhaltenden Debatten um den Lärmschutz in den Einflugschneisen der deutschen Flughäfen. Seit 1970 sind die Flugzeuge im Schnitt zwar um 20 Dezibel leiser geworden. Als jemand, der seinen Wahlkreis in Darmstadt hat, weiß ich aber aus eigener Erfahrung: Hier gibt es noch einiges zu tun. Und ich bin daher besonders froh, dass LuFo gerade auch beim Lärmschutz einen erkennbaren Beitrag leistet.

Wenn ich mir zum Beispiel anschaue, welche Entwicklungen im Triebwerksbereich in den letzten Jahren gefördert wurden, so gab es dort praktisch nur eine Zielrichtung: nämlich immer leisere und effizientere Triebwerke zu bauen. Und auch im Bereich Flugführung konnten mithilfe von LuFo neue Anflugverfahren wie der Continuous Descent Approach entwickelt werden, die die Lärmbelastung der Menschen am Boden nochmals spürbar senken.

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