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Bloß keine Überregulierung!

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Das Automotive und Mobility Segment ist eines der spannendsten und innovativsten Themenfelder unserer Zeit. Durch die rasante Entwicklung benötigen Unternehmen und Politik insbesondere auch regulatorische Unterstützung. Hogan Lovells ist eine der führenden internationalen Anwaltssozietäten. Dr. Patrick Ayad, Partner im Münchner Büro und Leiter der globalen Industriegruppe Automotive und Mobility blickt im Interview auf die aktuelle Lage der Automobilindustrie und wagt einen Ausblick in die Zukunft der Mobilität.

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Dr. Patrick Ayad 

Partner und Leiter der globalen Industriegruppe Automotive und Mobility, Hogan Lovells

E-Mobility ist in aller Munde, inwieweit muss dort eine Regulation stattfinden, bevor diese final im Alltag ankommen kann?

Für mich ist E-Mobilität kein primäres regulatorisches Thema. Man muss kein großes neues Gesetz verfassen. Man kann sie jetzt schon umsetzen. Ich glaube es ist viel eher ein gesellschaftliches, politisches und letztlich auch technisches Thema. 

Mittlerweile sollte jeder wissen, dass sich E-Mobilität nur in gewisser Weise gegenüber dem Verbrennungsmotor rechnet. Es ist nicht so, dass E-Mobilität ganzheitlich betrachtet sauberer ist, als ein sauberer Diesel. 

Ich denke es ist auch eine Herausforderung für die Industrie. Aber Politik und Industrie müssen einen Schulterschluss suchen. Wenn die Akzeptanz da ist, muss genügend Kapazität bereitgestellt sein. Es muss noch viel passieren, das ist klar!

Wie schätzen sie die Bedeutung des deutschen Marktes dabei ein? 

Beim autonomen Fahren kann Deutschland keinen Alleingang machen. Da ist es ein globales Industriethema. Unternehmen können nicht Autos bauen, die nur deutsche Regularien einhalten, selbst wenn es dort erlaubt wäre, da die Fahrzeuge auch in anderen Märkten fahren müssen.

Hersteller wollen für den kompletten europäischen oder sogar weltweiten Markt bauen. Eine rein deutsche Regulierung bringt uns nicht weiter. Wir brauchen eine möglichst globale, jedenfalls aber europäische Lösung.

Mindestregeln zum autonomen und vernetzten Fahren werden von Ihnen oftmals erwähnt, welchen Rahmen müsste diese umfassen?

Beim autonomen Fahren ist es ziemlich einfach. Da gibt es UN-Konventionen. Wir in Deutschland haben die Wiener UN-Konvention ratifiziert. Demnach ist autonomes Fahren im Serienbetrieb an sich noch nicht erlaubt.

Experten streiten derzeit darüber, ob wir die internationalen Regeln einfach anders interpretieren sollen. Ob sich das dann durchsetzt werden wir sehen. 

In Europa haben wir das sog. Typen-Genehmigungsverfahren.  Autonomes Fahren ist hier also auch ein Regulierungsthema, welches man lösen muss. Dafür braucht es Mindestregeln, die eine Überregulierung vermeiden.

Sie geben an, dass neue Technologien in diesem Jahr ein wesentlicher Treiber für weltweite M&A sein werden. Worauf beruft sich diese Aussicht?

Die Automobilindustrie ist für andere Unternehmen wahnsinnig spannend geworden. Nehmen wir mal Google oder Amazon und vermutlich auch Apple. 

Diese Global Player haben eine Investitionskraft und einen Wert, da können viele nicht mithalten.

Auch von der Technologie, die über das bloße Auto hinausgeht. Es gibt einen großen Trend, dass sich alle Hersteller oder Zulieferer Kapazität aus dem Silicon Valley, Asien oder Israel einkaufen. Das führt zu Kooperationen und vermehrten Deals.

Wie können Hersteller und Zulieferer stark auftreten? Ganz klar: Gemeinsam ist man stark! Wir haben z.B. den Zusammenschluss von Daimler und BMW beim Car-Sharing begleitet. Ford und Volkswagen stellen sich derzeit gemeinsam auf. Alles mit der Hoffnung die Zukunft der Mobilität entscheidend mitgestalten zu können. 

Wie sieht, nach ihrer Einschätzung, die perfekte Kooperation zwischen Start-Ups und Corporates aus?

Start-Ups haben eine ganz andere Kultur. Das müssen die Corporates akzeptieren. Man muss investieren, aber sie auch gewähren lassen und damit rechnen, dass sie scheitern.

Man sollte Start-Up Start-Up sein lassen. Natürlich kann man mit Kompetenz unterstützen aber die Kultur sollte so belassen werden. Plus die Guidance, die man geben kann als große Corporate.

Wie kann eine internationale Wirtschaftskanzlei Unternehmen im Automotive und Mobility Bereich beraten und voranbringen?

Natürlich gibt es dort auch rechtliche Themen, die optimiert werden müssen.  Das ganze Thema Neue Mobilität geht nicht ohne Juristen. Da ist es wichtig frühzeitig einzugreifen. Unternehmen müssen wissen, welche Regularien eingehalten werden müssen, um im Idealfall darauf aufbauend zu entwickeln und forschen.

Es ist wichtig mit dem jeweiligen Regulator zu besprechen, wie man vernünftig mit aufkommenden Problematiken umgehen kann.

Außerdem kennen wir die Industrie gut. Wir sehen, was in der Industrie passiert und was möglich ist. Wir sind dementsprechend auch ein Industrieplayer. Vor allem dadurch, dass wir andere Industrieplayer zusammenbringen.

Jeder will der Erste sein. Sinnvoll umsetzen können wir die Zukunft der Mobilität allerdings nur, wenn wir zusammenarbeiten.

Wie wird Mobility im Deutschland von 2039 aussehen?

Ein sehr, sehr vielfältiges Mobilitätsbild. Es wird ein Zusammenschluss aus Straße, Luftfahrt und Schienenverkehr. Autos werden anders aussehen. Sie werden einfacher produziert sein. Stichwort 3D-Druck.

Deutschland muss vorsichtig sein, den globalen Megatrend Urban Mobility nicht zu verschlafen. Wenn man mal sieht was z.B. in den Städten in China passiert. 

Mit der Mobilität gehen ja unzählige weitere Sektoren einher. Die Konvergenz mit der Konsumgüter- oder Ernährungsindustrie wird die Mobilität in Zukunft immer mehr beeinflussen. Wir werden sehen welche Überraschungen von weiteren Playern aus diesen Feldern aufkommen könnten.

Die große Herausforderung für die Mobilitätsunternehmen wird sein, sich neu zu erfinden und weitere Industriefelder für sich zu entdecken. 

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