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Bauwirtschaft

Baustelle Nachhaltigkeit

Foto: Narin Nonthamand via Shutterstock.com

Wir haben gemeinsam mit Michael Steinbauer (Der BaustellenCoach®) etwas genauer hinter die Kulissen geschaut.

Michael Steinbauer

DerBaustellenCoach®

Wer steckt hinter dem BaustellenCoach® und wie sind Sie erreichbar?

Ich habe vor 30 Jahren als einfacher Lieferant auf Baustellen begonnen. In all den Jahren habe ich mich bis zum übergeordneten Baustellenleiter für Großprojekte bei Konzernen entwickelt. Vor drei Jahren war dann die Entscheidung, meine Erfolgskonzepte an so viele Führungskräfte für die Baustelle wie möglich weiterzugeben. Mein Ziel ist es, 100.000 Baustellenführungskräfte besser zu machen. Auf meinem YouTube-Kanal gibt es inzwischen 150 freie Videos zum Thema Baustellenführung und in den sozialen Kanälen verfolgen über 30.000 Abonnenten meine Inhalte. Ich bin auch direkt über alle Kanäle erreichbar. Einfach nach dem BaustellenCoach® suchen.

Klimaziele, Green Deal, Zero-Emissionen – das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Geplant wird fleißig. Doch ist dieses Thema auch schon auf der Baustelle angekommen?

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass vor einer Baustelle meist eine recht lange Entwicklungs- und Planungsphase steht. Das heißt, wenn Sie heute eine Baustelle sehen, dann gab es die Idee oder den ersten Entwurf dazu vielleicht schon vor einigen Jahren. Somit hinkt die Baustelle immer hinter den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Tagesthemen hinterher. Ist erst einmal ein Planungsprozess im Gange, können Sie schlecht im Nachhinein Baumaterialien oder gar das ganze Konzept ändern. So weit die Praxis. Die meisten großen Unternehmen sind aber am Puls der Zeit und möchten diese Themen auch umsetzen. Dies hängt aber auch beträchtlich von den Lieferanten ab. Ich habe zum Beispiel vor einigen Wochen mit einem Zementhersteller gesprochen, der ein Verfahren entwickelt hat, um nahezu 100 Prozent CO2-neutral mit seinen Produkten zu sein. Das ist innovativ und im Trend, aber das bedeutet nicht, dass morgen alle Baustellen damit arbeiten. Das sind teilweise lange Prozesse, den internen Ablauf eines Unternehmens mit bestehenden Lieferanten und bekannten Materialien zu ändern. Das geht für die Firmen immer auch mit Investitionen einher. Nicht alle wollen oder können das stemmen.

„Circular Economy“ – ein System, in dem der Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion in der Bauindustrie durch den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe und Materialien sowie Recycling minimiert werden sollen, um in Zukunft mehr Emissionen einzusparen und somit der Energieverschwendung vorzubeugen. Vor welchen Herausforderungen steht dieses System?

Stellen Sie sich vor, dass wir noch vor 100 Jahren Gebäude aus circa 15 verschiedenen Materialien gebaut haben. Diese können Sie zum größten Teil wiederverwenden. Wenn Sie heute ein Haus bauen, dann haben Sie die Wahl zwischen Tausenden Materialen und Kombinationen, die nicht alle wieder in ihre Bestandteile zerlegt werden können. Es war in den letzten 100 Jahren nicht das Ziel, etwas zu bauen, um die verwendeten Materialen später wiederzuverwenden. Sondern es wurde gebaut, wie es am günstigsten, am effektivsten war und ist. Die Herausforderung besteht nun darin, den Spagat zu schaffen zwischen einfacher werden und trotzdem all das technische Wissen voll auszuschöpfen, das uns mittlerweile zur Verfügung steht.Wir müssen also in zwei Richtungen arbeiten: Wie reduziere ich die Vielfalt der Materialien, auch im Verbund, und wie nutze ich aktuelles Wissen aus der Materialforschung, um eventuell nicht so effiziente Materialen zu ersetzen?

Ihr Wunsch an die Bauwirtschaft?

Mein Wunsch an die Bauwirtschaft ist recht einfach, aber so schwer umzusetzen. Ich wünsche mir von allen Beteiligten nur die Bereitschaft, mitzudenken und jene, die eine neue, positivere Zukunft einschlagen wollen, nicht daran zu hindern, dies umzusetzen. Ich weiß, dass Veränderungen immer im Kopf beginnen. Die Masse möchte immer den Status quo erhalten, weil das viel bequemer ist. Es sind immer nur einzelne Außenseiter, die Neues probieren, die neue Pfade schaffen, die weiter denken als nur bis zum Tagesgeschäft und vor allem größer und übergeordneter denken. Wollen wir beim Besserwerden Tempo zulegen, so brauchen wir eine offene Haltung für Verbesserungen. Es geht hier nicht darum, immer wieder etwas Neues zu erfinden, sondern vor Jahrzehnten Gelerntes in eine bessere Zukunft zu verwandeln. Lassen Sie uns die Besten sein, die wir sein können.

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