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Die Baubranche steht vor einer Zeitenwende

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Dipl.-Ing. Johannes Lunz

Geschäftsführer BRZ Deutschland

Wie in der Industrie – Stichwort Industrie 4.0 – eröffnen neue digitale Möglichkeiten Effizienzsteigerungen in den Fertigungs- und Managementprozessen. Aufgrund der dezentralen Bauproduktion wurden diese Potenziale jedoch bislang nicht ausreichend genutzt – ein Zeichen für zum Teil stark ausgeprägte und auch gegenläufige Einzelinteressen der Akteure entlang der Wertschöpfungskette Bau. Es fehlt an vielen Stellen an der notwendigen Transparenz und Kommunikation.

Anschub durch Building Information Modeling

Ein wichtiger Impulsgeber für die Digitalisierung im Bauwesen ist Building Information Modeling, kurz BIM. Die Studie „IT-Trends in der Baubranche“, ein Gemeinschaftsprojekt von BRZ Deutschland GmbH und der FOM Hochschule für Oekonomie und Management zeigt, dass die Bekanntheit und der Einsatz der Methode BIM im Laufe der letzten vier Jahre signifikant gestiegen sind.

Alle Phasen eines Bauwerks werden mit BIM in einem digitalen Modell abgebildet. Von der Entwicklung über die Planung und Bauausführung bis hin zur Verwaltung und Nutzung dient das Datenmodell als gemeinsame Basis aller Projektbeteiligten. Dieses Modell liefert neben der 3D-Darstellung aller Gewerke im Idealfall auch alle Informationen zu den Qualitäten, dem zeitlichen Verlauf und den Kosten der Erstellung und des Betriebs.

Oft jedoch stellt dieser umfassende Ansatz des so genannten BIG BIM für viele Unternehmen noch eine große Hürde dar. Unter anderem sorgen ungeklärte Abläufe und fehlende durchgängige Schnittstellen zwischen den einzelnen Projektbeteiligten sowie rechtliche Fragen zu Verantwortlichkeiten für eine abwartende Haltung auf Seiten vieler Baubetriebe.

Es zeigt sich jedoch, dass schon der Einsatz von BIM in Teilbereichen („little bim“) erhebliche Vorteile bietet und dies auch gut zum BIM-Einstieg geeignet ist. Das gilt sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau. Bei der modellbasierten Mengenermittlung in Tiefbauprojekten beispielsweise werden aus 2D-Plänen in wenigen Schritten intelligente 3D-Modelle erstellt, die dann mit Zeit- und Kostenansätzen angereichert werden.

Daraus erfolgt die Ermittlung exakter Mengen und Bauzeiten in allen Projektphasen, von der Angebotserstellung bis zur Abrechnung. So erübrigen sich beispielsweise aufwändige Mehrfacherfassungen auf den Baustellen vor Ort und auch die Liquidität im Baubetrieb steigt. Denn die Prüfung im Modell ermöglicht eine schnellere Rechnungsfreigabe und damit zeitnahe Zahlungseingänge.

Digitalisierung – weit mehr als BIM

BIM ist aber nur ein Aspekt bei der Digitalisierung der Baubranche. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, stehen gerade die bauausführenden Unternehmen unter dem Druck, die Effizienz in allen Geschäftsprozessen zu verbessern. Ausschlaggebend dafür sind unter anderem die oftmals geringen Margen bei starkem Preiswettbewerb und hohen Risiken, mit denen Bauprojekte behaftet sind.

Allerdings liegt das Erfolgspotenzial nicht alleine im Einsatz von softwaregestützten Lösungen. Der erste Ansatzpunkt zur Optimierung muss immer in der Organisation von Unternehmens- und Projektabläufen sowie in der Organisation der zugrunde liegenden Datenstrukturen liegen. Denn unstrukturierte Prozesse erhalten durch die Digitalisierung nicht automatisch eine zielführende Struktur.

Spitzenreiter: mobiles Arbeiten

In der Studie zu den IT-Trends wird deutlich: Das Bewusstsein für die Handlungsfelder der Digitalisierung ist gewachsen. Allerdings setzen sich einige Trends nur langsam durch. So werden beispielsweise die Effizienzpotenziale des vernetzten und mobilen Arbeitens erkannt und in Teilen bereits umgesetzt.

68 Prozent der befragten Unternehmen nutzen bereits mobile Endgeräte als Arbeitsmittel, zum Beispiel zur Erstellung des Aufmaßes, zum Erfassen von Nachträgen oder zur Abnahme. Für kaufmännische Abläufe – zum Beispiel die Erfassung der Arbeitsstunden auf der Baustelle – werden mobile Arbeitsmittel noch zurückhaltender genutzt. Verwunderlich, denn die durch manuelle Abläufe verursachten Doppelerfassungen sind nicht nur fehleranfällig, sondern auch zeitintensiv und produzieren damit überflüssige Kosten.

Ein weiteres Beispiel mit hohem Potenzial zur Effizienzsteigerung liegt im digitalisierten Management von Geräten und Material. Grundsätzlich gilt: Durch den Einsatz und die Vernetzung mobiler Endgeräte auf der Baustelle werden Erfassungs- und auch Prüfprozesse beschleunigt und sind weniger fehleranfällig.

Mehr Schlagkraft durch digitale Workflows

Die Umstellung auf digitale Abläufe im Baubetrieb spart Zeit und Kosten und erhöht zudem die Transparenz. Wie auch bei der Stundenerfassung, so ist es in vielen Unternehmen auch in der Buchhaltung nach wie vor üblich, Dokumente in Papierform in Ordnern abzulegen. Doch nicht zuletzt durch gesetzliche Vorgaben und die zunehmende Digitalisierung auch bei Ämtern und Behörden sind die Bauunternehmen angehalten, auf elektronische Verfahren wie DMS (Dokumenten Management Systeme) umzusteigen.

Neben den Vorteilen der schnellen Auffindbarkeit und einfacheren Archivierung von Belegen und anderen Geschäftsunterlagen ermöglichen branchenspezifische DMS-Systeme unter anderem auch die mobile Nutzung digitaler Bauakten oder die Abbildung kompletter Workflows.

So führt beispielsweise der elektronische Belegfluss mit Scan, automatischer Rechnungserkennung, digitaler Übernahme in die Buchhaltung und intelligenter Zuordnung zu den entsprechenden Kostenstellen nicht nur zu einer Beschleunigung der Erfassungs- und Freigabeprozesse, sondern sorgt auch für durchgehende Transparenz.

Akzeptanz der Cloud steigt

Das Cloud Computing ist laut BRZ-Studie noch nicht durchgängig verbreitet, die Notwendigkeit wird jedoch erkannt und die Akzeptanz wächst. Die Verfügbarkeit aller Software-Anwendungen an jedem Ort und die Entlastung von IT-Update- oder Wartungsaufgaben sind überzeugende Argumente.

Zudem ist die Nutzung von Cloud Computing, sei es in der Variante der öffentlich zugänglichen „Public Cloud“ oder in der lokal abgegrenzten Form einer „Private Cloud“ eine Grundvoraussetzung für den Wunsch nach mobilen und vernetzten Arbeitsmethoden.

Aktive Steuerung mit Business Intelligence

Die Digitalisierung beschleunigt die Arbeitswelt. Führungskräfte müssen zeitnah und Mitarbeiter mit wachsender Eigen­ver­antwortung entscheiden. Eine notwendige Voraussetzung liegt in der Verfügbarkeit der richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sowohl an der Unternehmensspitze als auch auf Bauleiter- oder Polierebene. Hier besteht in vielen Unternehmen noch großer Nachholbedarf.

Moderne Business Intelligence-Lösungen liefern aktuelle und valide Informationen, indem sie alle relevanten Projekt- und Unternehmensdaten aus den verschiedensten Datenquellen verknüpfen und zu aussagekräftigen Entscheidungs­grundlagen verdichten bedarfsgerecht, interaktiv und auch mobil bereitstellen.

Die vielfältigen dynamischen Auswertungen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln ermöglichen eine neue Qualität der aktiven Steuerung von Unternehmen bis hin zur einzelnen Baustelle.

Neue Kommunikationswege für integriertes Arbeiten

Die Zielerreichung im magische Dreieck der Projektziele: Kosten, Zeit und Qualität scheitert nicht selten an mangelnder Kommunikation. Die Suche, beispielsweise nach dem aktuellsten Plan oder anfallende Korrekturen, weil doch auf Basis veralteter Informationen gearbeitet wurde, verursachen unnötige Zeitverluste und Zusatzkosten.

Baupläne, Formulare und Checklisten liegen in digitaler Form vor und lassen sich nach genau zugeordneten Rechten über ein zentrales System verwalten und von allen Beteiligten jederzeit nutzen oder bearbeiten. Dies vereinfacht die Kommunikation, spart Zeit und Kosten und sorgt für bessere Zusammenarbeit mit Blick auf den gemeinsamen Projekterfolg.

Laut IT-Trend-Studie kennen 62 Prozent der befragten Unternehmen virtuelle Projekträume, wobei die Technologie bei den bauplanenden Unternehmen bekannter ist als bei den bauausführenden Unternehmen. 46 Prozent der Unternehmen, denen die Technologie bekannt ist, setzen diese auch ein, wobei die Mehrheit der befragten Unternehmen virtuelle Projekträume in erster Linie als Teilnehmer nutzt.

Projekträume verbinden alle Beteiligten eines Bauprojekts über Unternehmensgrenzen hinweg via Internet. Mit Blick auf die zunehmende Verbreitung von BIM werden derartige Projekt-Kommunikations-Management-Systeme in Zukunft verstärkt zum Einsatz kommen. Hauptziele sind dabei Prozessaktualität, Geschwindigkeit, Dokumentation, Transparenz und Rechtssicherheit und damit höhere Qualität und Kostenersparnis im Bauprozess.

IT-Sicherheit – bekannt aber unterschätzt

Die IT-Sicherheit stellt eine der größten Herausforderungen dar. Unsere Arbeitswelt ist ohne Nutzung von Internet, E-Mail oder externen Datenquellen wie CD-ROM oder USB-Stick heute nicht mehr denkbar. Um die Chancen der Digitalisierung in vollem Umfang zu nutzen, sind weitreichende Konzepte zur IT-Sicherheit erforderlich.

Deren herausragende Bedeutung hat die Branche laut Studie bereits erkannt: Mit über 90 % bestätigt die überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen, dass sie bereits Maßnahmen eingeleitet haben. Mit gravierenden Sicherheitslücken. Denn die Maßnahmen beschränken sich vor allem auf technische Lösungen zur Abwehr von Viren, Trojanern & Co.

Diese erzeugen zwar eine gewisse Grundsicherheit, entscheidend ist jedoch der Mensch am Computer, Tablet oder Smartphone. Leider zeigt die Studie auch, dass mehr als 60 % der Unternehmen diesen Aspekt noch unterschätzen. Erfolgsentscheidend in der Abwehr von Malware sind organisatorische Maßnahmen, wie Backup-Systeme zur schnellen Systemwiederherstellung und vor allem intensive Schulungen der Mitarbeiter.

Erst wenn bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Baubetrieb das Bewusstsein für IT-Sicherheit vorhanden und das richtige Verhalten sicher gestellt sind, lassen sich Angriffe dieser Art abwehren und der reibungslose Betrieb aufrechterhalten.

Jetzt Erfahrungen aufbauen

Wer jetzt die eigene Digitalisierungsstrategie systematisch in Angriff nimmt, kann sich schon heute nachhaltige Marktvorteile sichern. Die Ansatzpunkte für den Einstieg oder den weiteren Ausbau sind in allen baubetrieblichen und kaufmännischen Prozessen gegeben.

Zudem haben Bauunternehmen, die sich frühzeitig mit der Digitalisierung und deren spezifischen Herausforderungen auseinandersetzen, die Chance, die Lösungsentwicklungen der Zukunft selbst mitzugestalten. Trends wie vernetztes und mobiles Arbeiten, Workflow-Management und DMS oder Cloud Computing zeigen den Weg.

Erfolgsentscheidend sind jedoch auch der Wissensaufbau in den Unternehmen und bestmögliche IT-Sicherheitskonzepte. Die Digitalisierung erzeugt durch neue Methoden wie BIM und neue Technologien wie beispielsweise 3D-Laserscanner, RFID oder Barcode auch eine enorme Anziehungskraft für junge Fachkräfte. Bauunternehmen, die sich hier gut positionieren, haben Vorsprung vor dem Wettbewerb und gewinnen die gut ausgebildeten und gut motivierten Arbeitskräfte für sich.


Weitere Informationen zu den Chancen der Digitalisierung in der Baubranche sowie Anforderung der BRZ-Studie „IT-Trends in der Baubranche“ unter www.brz.eu/digitalisierung

BRZ-Studie IT-Trends in der Baubranche

  • Wie ist der Status quo in der Baubranche?
  • Wie ist der aktuelle technologische Stand?
  • Welche Trends werden bereits gelebt, welche sind in Planung?
  • Wo liegen Potenziale oder Risiken?
  • Zu welchem Zweck wird IT eingesetzt?
  • In welcher Bauphase spielt die IT die größte Rolle?

Antworten darauf gibt die Studie „IT-Trends in der Baubranche – Status quo und Perspektiven“. BRZ stellt Ihnen die Ergebnisse der Studie kostenlos zur Verfügung. 

White Paper: Wie die Braubranche die digitale Welt für sich nutzen kann

Den meisten Bauunternehmern ist bewusst, dass Sie sich der digitalen Transformation stellen und Arbeitsabläufe umstrukturieren müssen. Auch die Vorteile der Digitalisierung wie Zeitersparnis, bessere Qualität, erhöhte Wirtschaftlichkeit oder mehr Transparenz werden nicht bestritten  – doch bei der Umsetzung gibt es noch viele Fragezeichen. Wo anfangen? Was konkret digitalisieren?

Wie Bauunternehmen die digitale Welt schon heute für sich nutzen können – Antworten darauf gibt das White Paper, das BRZ Ihnen kostenlos zur Verfügung stellt.

 

 

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