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Eigentlich sollen Assistenzsysteme im Auto den Fahrer unterstützen. Aber geradezu kontraproduktiv werden sie, wenn die technischen Helferlein ihn ablenken, während er sie umständlich bedienen muss. Unterschiedliche Sprachanwendungen im Pkw können jedoch helfen: Sie schaffen mehr Komfort und Sicherheit, indem sie die Kommunikation im Fahrzeug in verschiedenen Bereichen intelligenter gestalten.

Abgelenkt wird der Fahrer im Pkw heutzutage aber nicht nur durch diese neuen Assistenzsysteme. Es reicht schon der gewohnte Griff zum geliebten Smartphone während der Fahrt. Das kann nicht nur Geldbußen nach sich ziehen, sondern schlimmstenfalls Unfälle. Weitverbreitet sind seit Jahren daher Freisprecheinrichtungen. Allerdings entscheidet deren Qualität des Einbaus wesentlich darüber, ob sie das Telefonieren erleichtern oder erschweren.

Eine besondere Form sind die sogenannten E-Call-Systeme, die ab März 2018 in Neufahrzeugen Pflicht werden sollen. Solche cleveren Einrichtungen können im Notfall automatisch aktiviert werden und das Unfallopfer kommuniziert über sie mit den Rettungsdiensten.

Für entspannte Kommunikation sorgen außerdem moderne Tools, die die Unterhaltung der Fahrzeuginsassen untereinander angenehmer und stressfreier gestalten. Dazu wird beispielsweise das Sprachsignal des Fahrers mit einem Mikrofon aufgenommen – und über Lautsprechersysteme für den hinteren Mitfahrer verstärkt. Fahrer und Beifahrer müssen sich so nicht mehr umständlich nach hinten drehen, um verstanden zu werden.

Interessant ist künftig auch die Bedienung der Assistenzsysteme über Sprachkommandos. Wesentlich ist dabei die zuverlässige Erkennung der Sprache. Ziel der Entwickler ist, natürlich gesprochene Sprache statt bestimmter, vordefinierter Kommandos zu nutzen. Denn diese würden erneut zu Ablenkung führen. Auch eine gute Dialogführung hat dann einen wesentlichen Einfluss darauf, wie entspannt der Fahrer während der Fahrt solche Systeme nutzen kann. Für alle Anwendungen gilt: Für die beste Qualität müssen sie mit ausgefeilter Messtechnik an das Fahrzeug angepasst und optimiert werden. 


Ein Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Klaus Genuit, Geschäftsführer der HEAD acoustics GmbH, über künstlich erzeugte Geräusche im Elektrofahrzeug und den satten Sound im Sportwagen.

Was verändert sich in Bezug auf Fahrgeräusche und Akustik, wenn die Industrie den Verbrennungsmotor im Auto auf lange Sicht durch den Elektromotor ersetzt?

In der Diskussion gibt es zurzeit viele Fragen. Braucht der Fahrer ein anderes akustisches Signal, wenn das Geräusch des Verbrennungsmotors wegfällt? Kommt er überhaupt in einem geräuscharmen Fahrzeug zurecht? Braucht es daher womöglich künstlich erzeugte Geräusche? Allerdings sollte man bedenken, dass der Verbrennungsmotor mit Benzin, außer in einer sportlichen Variante, schon recht leise ist. Beim normalen Vorbeirollen ist er kaum noch hörbar.
Es gibt außerdem bereits künstlich erzeugte Geräusche. Beim Blinker fügt man beispielsweise das Klicken hinzu. So erhält der Fahrer ein akustisches Signal. Dieses Prinzip kann man auf das Auto mit Elektromotor übertragen.

Braucht es nach Ihrer Ansicht beim Elektromotor diese künstlich erzeugten Geräusche?

Das Elektroauto ist natürlich deutlich leiser. Wir machen bei HEAD acoustics Untersuchungen dazu und uns bewegen Fragen, ob die überhaupt sinnvoll sind? Sollen sie so authentisch klingen wie beim Verbrennungsmotor oder ist gestalterisch eventuell etwas Neues sinnvoll?
Technisch ist heute alles möglich. Sie können ein Elektrofahrzeug so programmieren, dass es wie ein Sechs- oder Achtzylinder klingt. Diese Programmierung ist zudem nicht sehr viel teurer. Möglich sind auch futuristisch klingende Sounds.

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass es von vielen Fahrern gar nicht gewünscht ist. Wenn wir mal vom klassischen Sportwagenfahrer absehen, der den satten Sound seines Autos liebt, freut sich der normale Fahrer, dass sein Wagen allgemein leiser ist. Möchte man also ein Geräusch hinzufügen, dann vielleicht nur geringfügig. Damit der Fahrer merkt, dass er beschleunigt und der Motor kräftiger arbeitet.

Hinzu kommt aber noch eine weitere Herausforderung: Ein Porsche 911 sollte natürlich nach diesem Fahrzeug klingen. Das funktioniert bei der Verbrennung über die Auslegung der Ansaug- und Abgaselemente und der jeweiligen Motorsteuerung. Bei einem Elektromotor haben Sie diese Identifikation über den Motorsound erst mal nicht. 

Außerdem ist Soundempfinden individuell. Der Porschefahrer liebt sein Motorgeräusch. Der Spaziergänger daneben vielleicht nicht. Das dominante Geräusch sind heute allerdings die Reifen auf der Fahrbahn. Und über 50 Prozent der Bevölkerung fühlt sich besonders durch diesen Verkehrslärm belästigt.

Vielleicht legt die künftige Generation nicht mehr so viel Wert auf den Sound – auch weil sie ihn gar nicht mehr kennt?

Viele sind sozusagen schon mit Smartphone in der Wiege aufgewachsen. Die finden es oft schick, sich täglich neue Sounds aus dem Internet herunterzuladen. Bei dieser Generation kommt aber noch ein weiterer Faktor hinzu. Was hält die überhaupt noch vom Auto? Macht das überhaupt noch Spaß, wenn es irgendwann autonom lenkt und mich nur von A nach B bringt?

Welche Herausforderungen entstehen mit einem autonomen Fahren in Sachen Sound?

Ein Punkt ist hier das interaktive Verhalten in Zusammenhang mit Geräuschen, wie schon beim Blinker erwähnt. Wenn ich fahre, tue ich etwas und erwarte meistens ein Geräusch. Aber wenn ich in einem künftig völlig autonomen Auto unterwegs bin, können Geräusche irritieren. Denn auch bei Elektromotoren kann es mal heulen, pfeifen oder brummen.

Als die ersten Elektro- und Hybridfahrzeuge in den USA fuhren, gab es Bedenken, dass Fußgänger die leiseren Autos womöglich nicht mehr wahrnehmen und es häufiger zu Unfällen kommt. Aber die Technik ist heute sehr weit. Dann kommunizieren Autos untereinander oder mit dem Smartphone des Passanten – und beide können gewarnt werden.

Die Konzepte für mögliche, zusätzliche Geräusche, die draußen hörbar sind, basieren bisher auf Tönen. Es entsteht aber wie beim Orchester sofort Disharmonie, wenn zwei Autos aufeinander treffen, deren Töne nicht abgestimmt sind. Falls es überhaupt ein Geräusch braucht, schlagen wir von HEAD acoustics ein moduliertes Rauschen vor. Das ist besser ortbar und weniger störend.

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